Impfkalender für Babys und Kleinkinder
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Für ihr Kind wollen alle Eltern nur das Beste. Dazu gehört für viele Mamas und Papas auch die Frage: Impfen oder nicht Impfen? Damit Du Dir ein umfangreiches Bild machen kannst, erklären Dr. med. Annalena Dehé und Dr. med. Lukas Dehé in diesem Expertenbeitrag, wie eine Impfung im Körper Deines Kindes wirkt und worauf Du während und nach der Impfung achten sollst. Außerdem findest Du detaillierte Informationen zu allen Impfungen, die im Baby- und Kleinkindalter von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen werden.
Unsere Experten Annalena und Lukas sind Fach- und Notärzte. 2022 haben Sie mit 12minutes einen Online-Erste-Hilfe-Kurs für Baby- und Kindernotfälle gegründet. “Uns geht es nicht darum, Ängste zu schüren, sondern das Bauchgefühl der Eltern zu stärken und bestmöglich für den Notfall zu wappnen”.
Wie wirken Impfungen im Körper Deines Kindes?
Dazu solltest Du wissen, dass es verschiedene Impfungen gibt und diese somit auch unterschiedlich im Körper wirken.
Im Alltag sind wir, genau wie unsere Kinder, einer Vielzahl von verschiedenen Bakterien und Viren ausgesetzt, denen der Körper mit unterschiedlichen Abwehrabläufen begegnet. So kommt es über mehrere Abwehrmechanismen zur Ausbildung von Antikörpern, die dann Krankheitserreger abwehren oder unschädlich machen können. Diese Mechanismen laufen ebenso bei einer Impfung ab.
Bei Impfungen unterscheidet man die aktive und die passive Immunisierung sowie die Impfung durch Lebend- oder Totimpfstoffe. Bei der aktiven Immunisierung werden abgeschwächte Erreger oder Erregerbestandteile verabreicht, die im Körper keine ernsthafte Erkrankung auslösen können, jedoch zur Produktion von Antikörpern und lebenslangen Gedächtniszellen führen. Wenn die Antikörper abgebaut sind, können die Gedächtniszellen bei Kontakt mit dem entsprechenden Virus oder Bakterium wieder die entsprechenden Antikörper produzieren.
Sogenannte mRNA- oder vektorbasierte Impfstoffe führen dazu, dass der Körper selbst “Erreger”-Teile herstellen muss, die denen des jeweiligen Virus entsprechen. So wird dem Körper eine Infektion “vorgegaukelt” und es werden, ebenso wie bei der aktiven Immunisierung, Antikörper und Gedächtniszellen produziert.
Bei der passiven Immunisierung besteht bei einigen Erkrankungen die Möglichkeit, den Körper “passiv” zu schützen, wenn der Patient bereits mit dem Erreger in Kontakt gekommen ist und zu diesem Zeitpunkt keinen ausreichenden Impfschutz aufweist. Hier werden Antikörper, die von immunkompetenten Menschen oder Tieren gewonnen werden, verabreicht. Diese Impfung führt zu keinem lebenslangen Schutz, sondern meist nur zu einem Schutz über wenige Monate.
Egal welche Art der Impfung: Für einen vollständigen und lebenslangen Impfschutz sind meist mehrere Teil- oder Boosterimpfungen nötig.
Was ist der Unterschied zwischen Tot- und Lebendimpfstoffen?
Man unterscheidet bei Impfstoffen immer zwischen Totimpfstoffen, die aus abgetöteten und inaktivierten, vermehrungsunfähigen Erregerbestandteilen bestehen und Lebendimpfstoffen, die aus abgeschwächten, vermehrungsfähigen Erregern bestehen.
Zu den Totimpfstoffen gehören die meisten Impfungen, wie zum Beispiel die Impfungen gegen Diphtherie, Hepatitis B, Polio und Keuchhusten. Zu den Lebendimpfstoffen zählen die Rotaviren-, Masern-, Mumps-, Röteln- und die Windpockenimpfung. Diese Impfstoffe enthalten geringe Mengen vermehrungsfähiger Krankheitserreger, jedoch nur in abgeschwächter Form, so dass die Erkrankung selbst nicht ausgelöst werden kann. Ganz selten kann es zu einem leichten Krankheitsverlauf mit typischen Symptomen führen wie z.B. bei den Impfmasern. Diese sind aber nicht ansteckend.
Impfen: Ja oder Nein?
Aus medizinischer Sicht auf jeden Fall JA! Impfen ist nicht nur wichtig für den Impfling selbst, denn Kinderkrankheiten sind nicht harmlos, sondern auch für alle anderen, die aufgrund z.B. einer Vorerkrankung oder ihres zu geringem Alter noch nicht geimpft werden können. Dazu können wir durch eine Impfung alle beitragen.
Viele Infektionskrankheiten konnten weltweit noch nicht ausgerottet werden. Aufgrund von Globalisierung und Reisemöglichkeiten gibt es für Bakterien und Viren immer wieder die Möglichkeit, Ländergrenzen zu überwinden und Endemien auszulösen.
Impfempfehlungen für Dein Baby und Kleinkind
Über alle Risiken und möglichen Komplikationen die je nach Impfung auftreten können, klärt Dich Deine Kinderärztin/Dein Kinderarzt auf.
Weitere Impfungen, die nicht standardmäßig von der STIKO empfohlen werden
Nicht im Impfkalender verankerte Impfungen sind die Impfungen gegen die Frühsommermeningoenzephalitis (FSME) und die Hepatitis A-Impfung.
Hier solltest Du Dich in jedem Fall von Deiner betreuenden Kinderärztin/Kinderarzt über die entsprechende ortsabhängige Empfehlung oder individuelle Empfehlung zum Beispiel vor geplanten Reisen ausführlich beraten lassen. Diese Impfungen sind nicht deutschlandweit im Impfkalender erfasst, aber dennoch individuell empfehlenswert.
Was gibt es vor, während und nach einer Impfung zu beachten?
Auch wenn sie im Namen der Gesundheit erfolgt, ist eine Impfung für Deinen kleinen Entdecker immer erst einmal unangenehm. Zusätzlich zur richtigen Information und Aufklärung über die Impfung gibt es einiges, dass Du tun kannst, um die Impfung für Dein Kind möglichst angenehme zu gestalten.
Vor der Impfung
Vor jeder Impfung ist es wichtig, dass der Impfling beziehungsweise die vorsorgebevollmächtigten oder erziehungsberechtigten Eltern über die geplante Impfung, den Impfverlauf, mögliche Risiken oder Komplikationen aufgeklärt sind
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Dein Kind sollte gesund, frei von Infekten und fieberfrei sein
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Der Abstand zwischen den Impfungen sollte entsprechend der Empfehlung eingehalten werden
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Bei bekannten Allergien gegenüber Impfstoffbestandteilen sollten entsprechende Vorkehrungen, wie die Gabe einer Allergieprophylaxe und die Impfung in einer sicheren, medizinisch überwachten Impfumgebung erfolgen
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Vor Reisen sollte eine reisemedizinische Beratung in Anspruch genommen werden, um eventuell fehlende Impfungen zu komplettieren
Während der Impfung:
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Dein Kind sollte während der Impfung von Dir oder einer anderen Vertrauensperson begleitet werden
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Der Oberarm/ Oberschenkel (je nach Alter) sollte in entspannter Position gelagert werden, das reduziert den Einstichschmerz und kann den Impfschmerz reduzieren
Nach der Impfung:
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Der Impfarm/ das Impfbein sollte nach Möglichkeit geschont werden.
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Bei bekannter Allergie sollte Dein Kind mindestens 30 Minuten nach der Impfung engmaschig überwacht werden
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Auf Kinderturnen/ Schulsport sollte Dein Kind nach der Impfung verzichten
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Achte darauf, dass Dein Kind am Impftag nicht zu heiß geduscht/ gebadet wird
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Bei Fieber nach Impfung können fiebersenkende Säfte/ Zäpfchen verabreicht werden. Diese solltest Du aber nicht vorbeugend verabreichen
Wenn Du Dir als Elternteil die Frage stellst, ob Du Dein Kind impfen lassen willst oder nicht, solltest Du Dich an erster Stelle gut informieren. Bei Unsicherheiten oder offenen Fragen kannst Du Dich jederzeit an Deine Kinderärztin/Deinen Kinderarzt direkt wenden oder das Robert-Koch-Institut beratend hinzuziehen. Wie bei allen Entscheidungen rund um Dein Kind triffst Du auch diese in erster Linie für Deinen kleinen Entdecker.